Die Fauna ist in Mitteleuropa menschenfreundlicher, als in den allermeisten anderen Gegenden auf unserem Globus. Wer sich in Deutschland durchs Unterholz kämpft, stößt eigentlich auf kein Geschöpft, das gefährlicher ist, als ein echauffiertes Wildschwein. Die Betonung liegt hier auf dem kleinen Wörtchen „eigentlich“, denn tatsächlich lauern im Gestrüpp, und nicht nur dort, weit tödlichere Tierchen.
Zecken sind zwar nur klein, aber echt gemein! Die fiesen Kreaturen wollen nicht nur unser Blut, sondern übertragen dabei leider auch noch einige Krankheiten, die sehr schwere Folgen nach sich ziehen und im schlimmsten Fall zum Tod führen können. Und das nicht nur im Hochsommer. In milden Wintern fallen die Tiere erst im Advent in die Winterstarre und werden oft schon Ende Februar wieder aktiv. In dieser Phase sind auch die gefährlichen FSME-Erreger besonders zahlreich.
Ein tragischer Ausgang nach einem Aufeinandertreffen mit einem der Spinnentiere ist aber umso unwahrscheinlicher, je schneller und professioneller Zecken nach einem Stich entfernt werden. In diesem Beitrag erklären wir Ihnen deshalb, worauf Sie achten müssen, wenn Sie eine besonders frühe Zecke erwischt hat, damit es erst gar nicht zu schweren Folgen kommt.
Warum ist bei Zecken äußerste Vorsicht geboten?
Schwere Folgen beim Zeckenbiss, der eigentlich ein Stich ist, resultieren vor allem daraus, dass die Tiere Borreliose übertragen. In einigen Gegenden ist die Zeckenpopulation darüber hinaus mit FSME-Erregern infiziert. Borreliose wird durch das Bakterium Borrelia burgdorferi ausgelöst, das in Mitteleuropa vor allem durch Zeckenstiche verbreitet wird.
Die ersten Anzeichen einer Borreliose ähneln denen eines grippalen Infekts. Allerdings können die Erreger auch verschiedene Organe sowie die Nervenbahnen und das Gehirn befallen. In diesen Fällen kommt es oft zu Lähmungen oder einer Hirnhautentzündung. Die Erreger können auch Entzündung des Herzmuskels auslösen. In schweren Fällen führt die Borreliose zum Tod.
In einigen Regionen, insbesondere in Bayern, in Baden-Württemberg und in Teilen von Hessen, übertragen Zecken darüber hinaus Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Die gefährliche Virus-Infektion geht ebenfalls oft mit einer Hirnhautentzündung einher und kann, genau wie Borreliose, in schweren Fällen tödlich enden. Gegen FSME können Sie sich Impfen lassen, gegen Borreliose besteht kein Impfschutz, dafür kann aber hier die richtige Reaktion auf einen Zeckenstich das Risiko einer Infektion verringern.
Nach einem Zeckenstich ist Eile geboten
Im Internet findet sich oft der Ratschlag, nach dem Stich einer Zecke einfach abzuwarten, bis sich das Tier vollgesaugt hat und von selber abfällt – Das ist aber keinesfalls zu empfehlen. Wie schon erläutert, übertragen Zecken zwei gefährliche Krankheiten. Die FSME-Erreger befinden sich dabei im Speichel der Zecke, so dass diese bereits kurz nach dem Stich übertragen werden können.
Die Borreliose-Bakterien siedeln dagegen im Verdauungstrakt der Zecken. Sie gelangen nahezu ausschließlich deshalb in den menschlichen Körper, weil Zecken den nicht verwertbaren Teil des gesaugten Blutes wieder erbrechen. Das tun die Tiere aber erst etwa zwölf Stunden nach der Nahrungsaufnahme. Wird die Zecke vorher entdeckt und professionell entfernt, kann das Risiko einer Borreliose-Infektion deshalb beträchtlich gesenkt werden. Auch die Anzahl der FSME-Erreger, die ins Blut gelangen, sinkt, wenn die Zecke zeitnah entfernt wird.
Darum ist es auch in milden Wintern wichtig, das Sie sich selbst, Ihre Kinder und Ihre Haustiere nach einem Ausflug in die Natur auf Zecken untersuchen. Besonders gerne lauern die Tiere im hohen Gras, das im Winter zum Glück kein Problem darstellt. Anders sieht es dagegen mit Sträuchern und kleinen Zierbäumen aus, auf denen Zecken ebenfalls gerne auf den nächsten Wirt lauern. Auch das spielen im Garten oder im Park kann deshalb dazu führen, dass die Kinder oder der Hund unliebsame Gäste mit nach Hause bringen.
Was sollten Sie nach einem Zeckenstich auf keinen Fall tun?
Eine Zecke wird mit Öl beträufelt und dann langsam aus der Wunde herausgedreht? Das empfiehlt sich nur, wenn Sie gerne mit einer extragroßen Portion Borrelia burgdorferi belohnt werden wollen. Das Übergießen mit Öl führt bei der Zecke zum Ersticken. Das ist auch für die lästigen Spinnentiere ein grausiges Ende. Im Todeskampf entleeren sich die Tiere dabei oft in die Stichwunde, was dazu führt, dass besonders viele Borreliose-Erreger in die Blutbahn des Wirts gelangen.
Das langsame Herausdrehen motiviert das Tier außerdem meist nur dazu, sich noch fester zu verbeißen und dabei besonders viel Speichel abzusondern, was zumindest in Risiko-Regionen die Infektionsgefahr für FSME erhöht. Darüber hinaus wird die Zecke dabei oft enthauptet. Während der Rumpf so zwar entfernt werden kann, bleibt der Kopf nebst Saugrüssel und Stechapparat aber in der Haut zurück. Schmerzhafte und stark juckende Sekundärinfektionen sind dann nicht selten. Aus diesem Grund sollten Sie auch von anderen dubiosen Mitteln wie Klebstoff, Nagellack oder Haarspray die Finger lassen.
Apropos Finger – diese Gliedmaßen eignen sich ebenfalls nicht als Werkzeuge für die Zeckenentfernung. So werden die Tiere meist nur zerquetscht, was die Infektionsgefahr ebenfalls erhöht.
Wie geht es richtig?
Wenn es Ihnen nicht möglich ist, zeitnah einen Arzt aufzusuchen, müssen Sie die Zecke nach einem Stich selbst entfernen. Dazu sollten Sie ausschließlich spezielle Pinzetten verwenden, die in Apotheken und im Fachhandel erhältlich sind. Diese Spezial-Pinzette setzen Sie so nah an der Haut an, wie möglich, und greifen dabei vorsichtig den Kopf der Zecke. Dieser darf nicht zerquetscht werden.
Rütteln Sie den Kopf vorsichtig von links nach rechts, um die Widerhaken des Saugapparats zu lösen. Danach ziehen Sie das Tier zügig senkrecht nach oben aus der Wunde. Im Idealfall überlebt die Zecke die Prozedur. Dann wickeln Sie sie am besten in ein feuchtes Tuch und bringen das Tier mit zum Arzt. Es kann dann auf gefährliche Erreger untersucht werden.
Auch Haustiere brauchen nach einem Zeckenstich Hilfe
Haustiere erkranken nicht an Borreliose oder FSME, dennoch sind Zecken auch für Hunde und Katzen nicht immer harmlos. Wird die Zecke nicht zeitnah entfernt, beginnen unsere Lieblinge oft damit, sich an der Stichstelle zu kratzen, was zu einer Wundinfektion führen kann. Die eigentlich harmlosen Stiche können sich so schnell zu einem eitrigen Geschwür entwickeln. Darüber hinaus führen Zeckenstiche oftmals zu allergischen Reaktionen bei unseren Haustieren und können deren allgemeines Wohlbefinden und ihren Gesundheitszustand stark beeinträchtigen.
Deshalb sollten Sie auch Ihre Haustiere nach einem Aufenthalt im Freien, am besten jeden Abend, auf Zecken untersuchen. Wenn Sie einen der lästigen Blutsauger entdecken, der sich schon festgebissen hat, dann gehen Sie beim Entfernen genau so vor, wie oben beschrieben. Auch bei Ihren Haustieren sollten dabei nur spezielle Pinzetten aus der Apotheke oder dem Fachhandel zum Einsatz kommen.
Harte Winter haben also nicht nur Nachteile, zumindest sind wir dann vor lästigen Blutsaugern sicher. Auch Zecken werden erst aktiv, wenn die Temperaturen auf wenigstens 7 Grad klettern. In milden Wintern werden diese Temperaturen aber schnell erreicht, und dann haben die Tiere nach der langen Ruhephase richtig Kohldampf!